Katharina Becker (25) studiert im zweiten Semester den dualen Masterstudiengang industrielle Biotechnologie an der Provadis School of International Management and Technology AG. Im Rahmen des Deutschlandstipendiums wird sie von der Initiative Gesundheitsindustrie Hessen gefördert. Seit ihrer Ausbildung als Biologielaborantin arbeitet sie bei CSL Behring Innovation GmbH in Marburg und ist aktuell im Plasma Product Development tätig. Der heimat-verbundene Familienmensch wohnt in Lohra und ist auch in ihrer Freizeit sehr engagiert. Sie bereist gerne fremde Länder, lernt andere Kulturen kennen und ist sportlich, nicht nur im Vereinsleben, sehr aktiv.
Haben Sie sich bereits als Kind für Naturwissenschaften begeistert oder diese erst später für sich entdeckt?
Im Grundschulalter war ich wenig an Naturwissenschaften interessiert. Später wollte ich eigentlich Modedesignerin werden, habe allerdings keine Perspektive darin gesehen. In der Oberstufe haben mich die Naturwissenschaften, ganz besonders die Biologie, am meisten interessiert. Den eigentlichen Impuls hin zur pharmazeutischen Industrie habe ich durch meine jüngere Schwester bekommen, die Biologielaborantin werden wollte. Der gemeinsame Besuch eines Infotags hat schließlich den Ausschlag dazu gegeben, mich für einen Ausbildungsplatz als Biologielaborantin zu bewerben.
Was hat Sie dazu bewogen, nach Ihrer Ausbildung eine akademische Laufbahn einzuschlagen?
Im Laufe meiner Ausbildung wuchs der Spaß an meiner Arbeit und mein Interesse an biologischen Hintergründen konstant. In diesem Zusammenhang kam der Gedanke auf, dass die Ausbildung irgendwann abgeschlossen ist, ich allerdings noch viel mehr wissen möchte. In der Ausbildung wird ein gewisses Basiswissen vermittelt. Das war mir nicht genug und so habe ich mich für das Bachelorstudium Biopharmaceutical Science beworben. Zudem wurde mir während meiner Ausbildung die internationale Aufstellung großer Konzerne und die Wichtigkeit einer akademischen Ausbildung bewusst, um im internationalen Umfeld in der Forschung und Entwicklung arbeiten zu können.
Sie haben sich nach dem Bachelorabschluss in Biopharmaceutical Science für das aufbauende Masterstudium entschieden. Was fasziniert Sie an diesem Studiengang?
Was ich besonders an der industriellen Biotechnologie und dem Studiengang schätze, ist die Vielseitigkeit. Der Studiengang ist sehr breit gefächert und man erhält Einblicke in verschiedene Fachgebiete bzw. Branchen. Für den weiterführenden Masterstudiengang habe ich mich genau aus diesen Gründen entschieden und natürlich mit der Aussicht auf weiters Fachwissen, nicht nur in meinem aktuellen Arbeitsgebiet.
Naturwissenschaftliche Studiengänge gelten als sehr zeitintensiv. Wie verbinden Sie Ihr Studium mit der Arbeit bei CSL Behring Innovation GmbH?
Während meines Bachelorstudiums habe ich meine Arbeitszeit auf 80% reduziert und konnte einen Tag, zusätzlich zum Samstag, für Vorlesungen nutzen. Von meinen Vorgesetzten wurde ich dabei 100%ig unterstützt. Die private bzw. familiäre Unterstützung ist allerdings auch sehr wichtig. Zwischen Bachelor- und Masterstudium habe ich meine Arbeitszeit wieder auf 100% erhöht und bis jetzt auch beibehalten. Das klappt eigentlich ganz gut, verlangt jedoch eine gute Organisation sowohl der Arbeits- als auch der Freizeit. Ebenso wichtig sind meiner Meinung nach Interesse und die daraus resultierende Motivation. Grade in stressigen Phasen, in denen man sich abends nach der Arbeit an den Schreibtisch setzten muss, ist Motivation unerlässlich. Ich sehe diese Zeit allerdings als gute Vorbereitung auf mein späteres Arbeitsleben.
Was bedeutet das Deutschlandstipendium für Sie?
Das Stipendium ist für mich eine sehr große Ehre. Ich hätte nie damit gerechnet für ein Stipendium ausgesucht zu werden und habe mich wirklich sehr gefreut. Ganz besonders stolz macht es mich natürlich, von einer so interessanten und besonderen Initiative wie der Initiative Gesundheitsindustrie Hessen gefördert zu werden. Für mich bedeutet das Stipendium zudem eine zusätzliche Motivation. Ich möchte mein Studium erfolgreich voranbringen und eine gewisse Art von Überzeugungsarbeit leisten. Gefreut habe ich mich natürlich auch über das Interesse und die Wertschätzung meines privaten Engagements in Vereinen.
Sie sind seit geraumer Zeit in der chemischen Industrie beschäftigt. Was macht gerade diese Branche für Sie so interessant?
Für mich ist die Industrie nicht nur Chemie oder Pharma. Es gibt eine Vielzahl anderer Berufe, die eine wichtige Rolle spielen. Im wissenschaftlichen Bereich ist es zwar schon sehr spezifisch, man kommt jedoch mit vielen anderen Bereichen in Kontakt. Diese Überschneidungen bieten die Möglichkeit andere Tätigkeitsfelder kennen zu lernen und in der Zukunft auch andere Wege, außerhalb meiner eigentlichen Ausbildung, einschlagen zu können.
Die aktuellen Trends der Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind von großer Bedeutung für die chemische und pharmazeutische Industrie. Hier mitwirken zu können ist ein weiterer Anreiz für mich. Ein weiterer Punkt ist die Zukunftsorientierung der Branche, verbunden mit einem sicheren Arbeitsplatz, die für mich persönlich einen hohen Stellenwert hat.
Wo sehen Sie sich und die chemische Industrie in 10 Jahren?
Das ist für mich eine sehr schwierige Frage. Ich hoffe natürlich, dass ich in 10 Jahren immer noch so motiviert bin, die Energie dazu habe mich für Dinge zu begeistern, Neues zu lernen und mich weiterzuentwickeln. Ein sicherer Arbeitsplatz ist für mich ebenfalls von großer Bedeutung, genauso wie die Freude an der Arbeit. Gerne würde ich weiter in der Wissenschaft arbeiten, vielleicht auch mit einem Abstecher ins Ausland, wobei ich nicht auf einen Arbeitsbereich festgelegt bin und gerne auch andere Bereiche kennenlernen würde.