Ein Gespräch mit Deutschlandstipendiatin Ann-Katrin Brühl
Mit bemerkenswerter Zielstrebigkeit geht Ann-Katrin Brühl ihren Weg: Die 27-Jährige studiert Biopharmazie im sechsten Semester an der Provadis Hochschule in Frankfurt und arbeitet parallel in Vollzeit als Biologielaborantin bei Sanofi. Im Interview berichtet sie, was sie antreibt, welche Rolle das Deutschlandstipendium spielt – und warum sie künftig aus dem Labor heraus mehr Verantwortung übernehmen will.
Frau Brühl, wie sieht Ihr bisheriger Weg aus und was hat Sie in die Biopharmazie geführt?
Ich habe 2018 meine Ausbildung zur Biologielaborantin bei Sanofi begonnen und arbeite seither dort. 2022 habe ich zusätzlich das Bachelorstudium in Biopharmazie aufgenommen. Die Kombination aus Arbeit und Studium ist anspruchsvoll, erfordert viel Selbstdisziplin und gute Organisation. Gleichzeitig profitiere ich enorm davon, weil ich die Theorie aus dem Studium direkt mit der Praxis im Betrieb verknüpfen kann.
Was mich zur Biopharmazie gebracht hat? Für mich stand schon immer fest: Ich möchte etwas tun, das anderen Menschen wirklich hilft. In der Schule war Biologie mein Leistungskurs. Mich fasziniert, wie Forschung und Entwicklung dazu beitragen können, Krankheiten zu bekämpfen und die Lebensqualität zu verbessern.
Welches Thema fasziniert sie aktuell am meisten?
Nächstes Semester schreibe ich meine Bachelorarbeit. Mein Ziel ist es, die Automatisierung der Pipettierung zu prüfen. Der klassische Ablauf läuft heute noch händisch und durch manuelle Dokumentation. Ich untersuche, wie ein roboterunterstützter Prozess das effizienter und genauer machen kann. Das ist ein zukunftsweisender Schritt, um Qualität und Geschwindigkeit zu verbessern. Mir gefällt daran besonders, dass ich eine echte Prozessoptimierung mitentwickle, die meinem Unternehmen nutzen kann.
Was bedeutet Ihnen das Deutschlandstipendium und die Förderung durch die Initiative Gesundheitsindustrie Hessen?
Aufmerksam geworden bin ich durch unsere Dozentinnen und Dozenten, die uns über das Intranet regelmäßig informieren. Finanziell ist es für mich eine große Entlastung, denn zwei Drittel der monatlichen Studiengebühren werden durch das Stipendium abgedeckt. Noch mehr bedeutet mir aber die Anerkennung. Dass mein Engagement gesehen und gewürdigt wird – auch jenseits von Noten – bedeutet mir viel. Ich bekomme das Deutschlandstipendium jetzt zum dritten Mal und bin dafür sehr dankbar.
Was haben Sie nach dem Studium vor?
Langfristig möchte ich mich beruflich weiterentwickeln und aus dem klassischen Laboralltag heraus – aber ohne den Bezug zur Praxis zu verlieren. Besonders spannend finde ich Tätigkeiten in der Qualitätssicherung oder den Jobs als Qualitätsexpertin. Auch eine Rolle in der Projektleitung kann ich mir sehr gut vorstellen. Das Biopharmazie-Studium vermittelt mir dafür nicht nur die fachlichen Grundlagen, sondern stärkt auch Kompetenzen, die im Berufsleben unverzichtbar sind wie zum Beispiel strukturiertes Arbeiten, Selbstmanagement und eine präzise, nachvollziehbare Dokumentation.
Sie sind nicht nur beruflich und akademisch sehr aktiv, sondern engagieren sich auch ehrenamtlich. Was treibt Sie an und was würden Sie anderen jungen Menschen mitgeben, die ein MINT-Studium erwägen?
Das Ehrenamt spielt in meinem Leben eine große Rolle. So engagiere ich mich im Fußballverein – als Spielerin, aber kümmere mich auch um organisatorische Aufgaben in der Damen- und Mädchenabteilung und wenn es brennt auch bei den Herren. Außerdem bin ich in der Studien- und Prüfungskommission aktiv, habe ein offenes Ohr für die Studierenden, wenn es im Studium hakt und vertrete ihre Anliegen gegenüber der Hochschule.
Jungen Menschen würde ich sagen: Ein MINT-Studium ist fordernd, aber es lohnt sich! Gerade bei uns an der Provadis Hochschule ist die Betreuung super: kleine Gruppen, viel Praxisnähe, Dozenten, die selbst im Industriepark gearbeitet haben und auf Augenhöhe mit uns kommunizieren. Studierende sind keine Nummer, sondern Teil einer echten Lerngemeinschaft. Und man lernt nicht nur von den Lehrenden, sondern auch voneinander, weil viele Kommilitoninnen und Kommilitonen Berufserfahrung aus anderen Unternehmen mitbringen. Wer bereit ist, sich einzubringen, kann hier wirklich viel erreichen.