In seiner Keynote am 29. November in Berlin skizzierte er, wie BioNTech in kürzester Zeit ein Lieferantennetzwerk zur Produktion und Distribution von mRNA-Impfstoffen aus dem Boden gestampft habe. In diesem Prozess wurden „manche Verträge per Handschlag geschlossen und erst im Nachhinein ausformuliert“. Grundvoraussetzung hierzu sei die freundschaftliche Zusammenarbeit gewesen. Grundsätzlich gelte, so Poetting: „Ein wichtiger Bestandteil von resilienten Lieferketten sind lokale Produktion sowie verlässliche Partner“.
„Ich bin überzeugt, dass Deutschland in Europa und auch global das Zugpferd für einen attraktiven Marktzugang und für einen attraktiven Rahmen für innovative Produkte bleiben wird“, sagte Thomas Müller, Leiter der Abteilung Arzneimittel, Medizinprodukte, Biotechnologie im Bundesministerium für Gesundheit. Mit Blick auf das vom Bundestag verabschiedete GKV-Finanzstabilisierungsgesetz sei durch die pharmazeutische Industrie „noch ein bisschen Trauerarbeit“ zu leisten. Unter Anpassungsschmerzen werde sich das neue Gesetz jedoch etablieren, so Müller. Man müsse in der gegenwärtigen Diskussion das größere Bild sehen.
Europa wird keine Insel, die Abhängigkeiten der Gesundheitswirtschaft lassen sich dennoch reduzieren. Zu diesem Schluss kamen Dr. Wolfgang Philipp, European Health Emergency Preparedness and Response Authority (HERA), Dr. Simone Kardinahl, IDT Biologika und Olaf Weppner, AbbVie Deutschland in der Diskussion. Die Verknüpfung von „Epidemic Intelligence“ mit „Supply Chain Intelligence“ stellt die am 16. September 2021 gegründete HERA vor eine Herausforderung. Weppner verwies auf die, in der Pandemie unter Beweis gestellten resilienten Lieferketten im Bereich der patentgeschützten Arzneimittel in Deutschland. Gleichzeitig warnt er vor einem möglichen Exodus der Wirkstoffproduktion nach Asien, bedingt durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz. Kardinahl verwies zudem auf einen bereits spürbaren Mangel an Fach- und Führungspersonal.
„Wir müssen nachhaltig für kommende Pandemien planen“ stellte Prof. Dr. Klaus Cichutek, Paul-Ehrlich-Institut, in seiner Keynote fest. Die Errichtung des am Paul-Ehrlich-Institut angesiedelten Zentrums für Pandemie-Impfstoffe und -Therapeutika durch das Bundesgesundheitsministerium im Oktober 2021 sei dafür ein wegweisender Schritt. Als eine positive Folge der Pandemie verbuchte Prof. Dr. Susanne Herold, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, in der anschließenden Diskussion die Tatsache, dass es nun endlich eine anerkannte Ausbildung zur ärztlichen Fachkraft für Infektiologie gäbe. Dies sei ein erster Schritt hin zu mehr Wertschätzung für die klinische Forschung. Dr. Georg Kippels, Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages, attestierte dem Ausschuss eine ungewöhnlich sachbezogene und konzentrierte Arbeitsweise während der Pandemie. Die Zusammenarbeit zwischen BMG und BMBF kritisierte er jedoch: „Das Gerangel zwischen den Ministerien muss aufhören. Das ist wissenschaftlich und finanziell notwendig.“
Abschließend diskutierten Prof. Dr. Andreas Mulch, Senckenberg Forschungsinstitut, Dr. Holger Bartz, Janssen-Cilag Pharma und Prof. Dr. Jochen Maas, House of Pharma & Healthcare die Umsetzung des One Health-Ansatzes und beleuchteten, wie wir für Antibiotikaresistenzen, Zoonosen und der Prävention künftiger Pandemien gerüstet sind. „Wie die Arzneimittelrückstände, die wir ausscheiden, auf unsere Umwelt und damit wiederum zurück auf uns Menschen wirken, darüber haben wir uns bisher zu wenig Gedanken gemacht“, nannte Maas als prägnantes Beispiel für den One Health-Ansatz, der alle Faktoren einbezieht, die unsere Gesundheit beeinflussen. Mulch warnte davor, die Natur als Girokonto zu betrachten von dem immer abgebucht werden kann. „Wir müssen uns vor Kosten schützen, die kommen, wenn wir weiterhin dämlich handeln“.
Die Initiative Gesundheitsindustrie Hessen trat beim Hauptstadt Summit als Netzwerkpartner auf.